Sommerfreizeit

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Bild: privat

"Mitarbeiter, Mitarbeiter – hey, hey, hey !!!"

Mit diesem Sprechgesang der Teilnehmer enden alle Kinder- und Jugendfreizeiten in unserer St. Sylvester-Gemeinde in Quakenbrück. Für jeden Mitarbeiter ist dies der Lohn für seine Arbeit und seinen Einsatz in den Tagen zuvor. Es zeigt, dass die Teilnehmer die Arbeit der Mitarbeiter schätzen und würdigen.Viel Arbeit, körperlicher Einsatz, wenig Schlaf und häufige Konflikte zwischen den Teilnehmern. Von Außen betrachtet alles Gründe eine Freizeit nicht als Mitarbeiter zu begleiten. Dennoch gibt es viele Gründe, die das Mitarbeiten auf einer Freizeit zu einem großen Spaß und Highlight des Jahres werden lassen.

Zu Beginn einer Karriere als Ehrenamtlicher sind es hauptsächlich zwei Gründe. Erstens, weil man von der Diakonin direkt gefragt wurde, ob man nicht Lust hätte mitzufahren. In dieser Anfangsphase ist es für den jungen Jugendlichen oft wichtig, dass gleichaltrige und vertraute Freunde mit ins Ehrenamt einsteigen. Der zweite Grund mitzufahren ist, weil man als Kind selber Teilnehmer von Freizeiten war, die Mitarbeiter bewundert hat und nun selber als Ehrenamtlicher ein Vorbild für die Kinder sein möchte.Einige Freizeiten und Jahre später kann man seinen Spaß an der Mitarbeit auf Freizeiten besser und genauer definieren.

Zuerst kommt der Spaß an der Zusammenarbeit mit den anderen Mitarbeitern mit deren unterschiedlichen Charakteren und Fähigkeiten. Man selber wird durch diese Unterschiedlichkeiten sehr geprägt, bereichert und lernt andere Meinungen, Auffassungen und Verhaltensweisen zum selben Oberthema Freizeit kennen. Es ist sehr wichtig, dass das Team der Mitarbeiter funktioniert und in der Regel auch harmonisiert und jeder sich auf den Anderen verlassen kann. Die Leitung der Freizeit ist dafür zuständig, dass Probleme in der Mitarbeiterschaft behoben werden. Ist dies nicht der Fall, ist es fraglich, ob man selber ein zweites Mal diese Zusammenarbeit antritt. In einer Mitarbeiterschaft treffen nicht nur unterschiedliche Charaktere zusammen, sondern auch unterschiedliche Altersstufen, nicht selten bis zu zehn Jahren Unterschied. Im normalem Alltagsleben begegnen sich kaum solche Altersunterschiede in einer solch engen Zusammenarbeit. Die Jüngeren lernen von den Älteren und umgekehrt natürlich auch. Oft werden aus diesen Bekanntschaften Freundschaften, die ein Leben lang halten können.

Lange vor der eigentlichen Freizeitmaßnahme beginnt die Vorbereitung, in der das Programm und die thematischen Einheiten von den Mitarbeitern zusammen geplant und entwickelt werden. Hierfür wird viel Arbeit und Kreativität gefordert um den Teilnehmern eine abwechslungsreiche und unvergessliche Freizeit zu bieten. In dieser Phase erlernt jeder Mitarbeiter, seine Ideen vorzuschlagen, dementsprechend zu argumentieren und Kompromisse zu schließen. Diese Fähigkeiten sind im weiteren Leben, sei es in der Schule oder darüber hinaus, von großer Wichtigkeit. Es führt zu einer hohen Genugtuung und Freude, wenn man während (oder auch nach) der Freizeit sieht, dass das auf die Beine gestellte Programm von den Teilnehmern angenommen wird.

In den verschiedensten Programmpunkten (Thema, Spiele, Workshops) kann jeder Mitarbeiter seine eigenen Ideen umsetzen. Auf Freizeiten ist immer Raum für neue Anregungen, seien es Zaubertricks, Sport, Basteln, Events oder Musik-Quiz. Man lernt dabei, auf wie viele Kleinigkeiten zu achten ist. Jeder hat die Möglichkeit sich in unterschiedlichen Feldern auszuprobieren, zum Beispiel in der Moderation, in Andachten oder als DJ auf den Partys.

In vielfältiger erlernt der Mitarbeiter den Umgang mit Kindern und Jugendlichen, nicht nur bei Aktivitätsprogrammen, sondern ganz besonders in eigentlichen Alltagssituationen, wie beim gemeinsamen Essen, Lösen von Streitigkeiten oder der anstehenden Nachtruhe. In einer solchen Position hat, erlernt und erfährt man als jugendlicher Mitarbeiter Autorität. Diese Phase beeinflusst die eigene Identität ganz besonders. Diese Beeinflussung hält bis ins Erwachsenwerden und kann dazu führen, dass man ein selbstbewusster und vor allem verantwortungsbewusster und zuverlässiger Erwachsener wird. Nicht umsonst setzen viele Unternehmen in Bewerbungsschreiben auf ehrenamtliche Betätigungen.

Auf Freizeiten erlernt der Mitarbeiter ebenfalls wichtiges Werkzeug für ein Leben außerhalb des Elternhauses, zum Beispiel kochen, wischen, putzen, abwaschen, aufräumen, verarzten usw. und nicht zuletzt Präsentationen oder Ansagen vor großen Gruppen, was auch mit einem gewissen Maß an Mut verbunden ist. Dieses freie Reden und vorstellen ist auch im schulischen Bereich, zum Beispiel Referaten dienlich. Eigentlich eher negativ belastet, aber nicht zu unterschätzen ist der Faktor des Wichtigseins, wenn man die Leitung über eine Gruppe hat. Man ist schon stolz und fühlt sich toll, wenn man mit 100 Kindern ins Freibad marschiert.

Viel Vergnügen macht es, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu beobachten. Zum Einen die Entwicklung über mehrere Jahre, in denen aus dem kleinen sechsjährigen Kind ein zwölfjähriger Jugendlicher wird, daraus ein vierzehnjähriger Konfirmand und daraus vielleicht ein sechzehnjähriger Mitarbeiter in den eigenen Reihen. Zum Anderen die Entwicklung während einer Freizeit. Es ist nicht nur für das Kind, sondern auch für den Mitarbeiter, ein Erfolg, wenn es zwei Wochen Heimweh hat, trotzdem bleibt und am Ende noch gar nicht wieder nach Hause möchte. Auch die Entwicklung vom Außenseiter zum Anführer in einer Gruppe kann interessant zu beobachten sein. Durch pädagogisches Handeln der Mitarbeiter kann dem Kind eine Menge Selbstvertrauen gegeben werden und es somit in seiner Entwicklung gefördert werden. Dazu gehören auch die familiären Probleme und die daraus entstehenden Unsicherheiten des Kindes oder des Jugendlichen. Es kann dem Teilnehmer entweder gut tun, mal zwei Wochen von Zuhause wegzukommen und den Ärger liegen zu lassen oder es ist für das Kind hilfreich, wenn ein Mitarbeiter solche Probleme in persönlichen Gesprächen thematisiert und dem Kind Mut gibt. Allerdings sind solche Situationen sehr vorsichtig anzugehen.

Als Mitarbeiter kann man eigene Werte und Normen an die Teilnehmer weitergeben, welche heutzutage leider viel zu häufig in Gesellschaft, Schule oder Familie vernachlässigt werden. Dazu gehören zum Beispiel Tischmanieren beim gemeinsamen Essen, der Umgang mit anderen Kindern, auch mit Kindern des anderen Geschlechtes, Rücksichtnahme und Teilen, gemeinsam etwas Schönes erleben außerhalb von Playstation oder Fernsehen und sicherheitsgebende Rituale und feste Tagesabläufe. Dazu gehört auch, den Bildungsauftrag in der Kinder- und Jugendarbeit wahrzunehmen, der gesetzlich vorgeschrieben ist.

Der Mitarbeiter ist also nicht nur Unterhalter der Teilnehmer, sondern auch deren Erzieher. Man bezeichnet den Mitarbeiter nicht umsonst oft als Edutainer (von education = Erziehung und entertainer = Unterhalter). Nicht zuletzt geht es auf Freizeiten kirchlicher Trägerschaft auch um die Vermittlung von Glauben und Religion. Inhalte der Verkündigung sind sowohl Tischgebete, als auch kleine Andachten und Gottesdienste oder einfach der christliche Umgang miteinander.
Nicht selten wollen Kinder nach einer Freizeit auch Zuhause das Tischgebet einführen. Durch die religiöse Offenheit der Mitarbeiter wird den Kindern und Jugendlichen Mut gegeben, einen eigenen, angemessenen Glauben zu entdecken, denn religiöse Prägekräfte wie Eltern, Großeltern oder Lehrer vermitteln dies leider nur noch selten. Die Mitarbeiterschaft versucht, den Kindern und Jugendlichen in didaktisch angemessener Weise Kirche und Glauben näher zu bringen und zu zeigen, dass Gottesdienste und Religion nicht nur langweilig und was für alte Leute ist, sondern auch interessant sein und Spaß machen kann.

Abseits aller gemeinnütziger Gründe Freizeiten zu begleiten, liegen auch ganz persönliche, egoistische Gründe. Für den Mitarbeiter selbst ist es, gerade bei Jugendfreizeiten ins Ausland, auch Urlaub. Dazu gesellen sich Gründe wie Selbstbestimmung, Selbstorganisation und sinnvolles Verbringen der eigenen Zeit. Jeder Mitarbeiter achtet schon darauf, dass er selber Spaß hat und ihm sein Engagement nützt. Wenn man das Gefühl hat, nur arbeiten zu müssen ohne Gegenleistungen, beendet man sein Ehrenamt schnell wieder.

Letzter Grund, warum man Freizeiten als Mitarbeiter begleitet ist, die in Jugendleiter-Schulungen und Seminaren vermittelt bekommene Theorie (Spielanleitung, Geschichten erzählen usw.) in die Praxis umzusetzen und anhand dieser Arbeit seine Fähigkeiten zu festigen und weiter zu entwickeln. Auf jeder Freizeit lernt der Mitarbeiter etwas für sein weiteres Leben und somit wird aus einem eher zufälligen Ehrenamt, ein Hobby und daraus für den ein oder anderen sogar ein Beruf...

Andreas Holthaus, "Für das eigene Leben lernen – ehrenamtliche Mitarbeitende auf Freizeiten", in: "mitarbeiten", Materialheft des Landesjugendpfarramtes der Ev. Jugend der Landeskirche Hannovers, 2004

Sommerzeit - Freizeitzeit

Jedes Jahr in den großen Ferien fährt die Evangelische Jugend ins Sommerzeltlager. Dabei bewegen wir uns meist im Osnabrücker Land, um einen niedrigen Teilnahmebetrag zu gewährleisten. Außerdem ist es bei uns auch schön und unsere Zeltlagerwoche lebt vor allem von der Gruppengemeinschaft und tollen Aktivitäten. Mit dabei sind immer viele ehrenamtliche Jugendliche der Evangelischen Jugend Südstadt. Lest hier, warum sie dabei sind...